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Ich bin 1936 in einer Diktatur geboren und meine Kindheit in einer noch schlimmeren Kriegszeit verbracht. Ich bin in meiner Jugend den Weg in eine freie und demokratische Republik mitgegangen habe ihr 40 Jahre als Soldat und Offizier gedient. Nun fürchte ich, nach 89 Lenensjahren in einer Diktatur zu sterben zu müssen.

Vom Volkskanzler zur Volksdemokratie

"Tiefe Dankbarkeit liegt über all diesen Menschen: Adolf Hitler, der Volkskanzler, hat gerade ihre Heimat ausgesucht,
um von hier aus am Freiheitstage der deutschen Nation seinen letzten Appell an Deutschland zu rich-ten." Goebbels in einer Reportage am 4.3.1933:

In Anknüpfung an das scheinbar immer noch in gewissen Köpfen gespeicherte Vokabular des Dritten Reichs, kreierte die FPÖ 2023 das "Projekt Volkskanzler" und scheint damit Erfolg zu haben, vor allem bei den "einfachen, den normalen" Leuten, die von der Politik "verraten und verkauft" wurden. Wer diese Leute konkret sind und worin der globale Verrat besteht, bleibt offen und der Phantasie der angeblich betroffenen überlassen.
Damit unterscheidet sich das Programm wesentlich von der nationalsozialistischen Propagan-da von 1933. Denn damals brauchte man nicht Nazi zu sein, um sich im politischen Chaos und der katastrophalen Wirtschaftslage der 30er-Jahre verraten zu fühlen, denn im gegenwär-tigen Österreich wird man vergeblich nach derartigen Verhältnissen suchen.
Wer sind daher jene benachteiligten und verratenen Mitbürger, die sich einen "Volkskanzler" wünschen? Nach gegenwärtigen Umfragen, sind es über 30% aller wahlberechtigten Österrei-cher eine erschreckende Bilanz, wenn man bedenkt, dass sie einem Scharlatan auf den Leim gehen, der behauptet. "das so genannte Hohe Haus ist schon lange nicht mehr das Haus des Volkes." Ist das bereits die dem Nazivokabular entnommene "Volksgemeinschaft" in der die als "Eliten" bezeichnete Gegnerschaft nichts zu suchen hat und unter "Liste Volksverrat" zu nennen.
Die NS-Justiz kannte den Straftatbestand "Volksverrat" als gegen das deutsche Volk gerichte-tes Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet wurde. Mit deren Wiedereinführung hat Herbert Kickl offenbar kein Problem: "Jedes Gesetz, das im Nationalrat beschlossen werden kann, soll auch in Form einer Volksinitiative beschlossen werden können", so der zukünftige Volkskanzler, im O-Ton, zwar selbst ein klarer Gegner der Todesstrafe. So schlimm wird es zwar nicht kommen, aber was mit entsprechender Propaganda ein-geleitete "Volksinitiativen" - ein neuer Terminus im völkischen Vokabular - alles erreicht werden kann, bleibt den Vorstellungen der künftigen "Volksverräter" überlassen.
Ob die demokratischen Mittel, wie sie unsere Verfassung vorsieht, ausreichen werden, einen Volkskanzler zu verhindern, ist fraglich. Zwar haben die in der "Liste Volksverräter" geführten Parteien gelobt, sich keinesfalls auf eine Koalition einzulassen, aber Kickl könnte auch recht haben, dass sich ein Verräter findet. Wenn das zutrifft, haben wir bald die "Dritte Republik", von der bereits Vorreiter und Gründervater Jörg Haider geträumt hat.

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